Inhaltsverzeichnis
Allgemeine Informationen zur Finanzierung von Medizintechnik
Immer noch sind laut Analyse der SFS (Financial Service Einheit von Siemens) medizinische Geräte, besonders in bildgebender Diagnostik, in Krankenhäusern und Arztpraxen veraltet und unwirtschaftlich. Um eine effiziente Gesundheitsversorgung zu gewährleisten, benötigen Ärzte aber moderne Medizintechnik - gerade im Bereich der Bildgebungsverfahren, da die Geräte im Schnitt knapp über 10 Jahre alt sind und nicht mehr den gängigen Standards und Diagnoseverfahren entsprechen.
Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels, steigender Patientenzahlen und gesetzlicher Änderungen steigt der Bedarf an modernen Medizingeräten an. Da sich die Therapieansätze kontinuierlich verändern, können neue Ultraschallgeräte eine verbesserte Diagnostik ermöglichen. Heute bieten neue Ultraschall-Systeme modernste IT-Technologie und optimierte Ausstattungen - sowohl als Basis - als auch als High-End-Gerät. Der technische Fortschritt ist einerseits willkommen und notwendig, setzt aber niedergelassene Ärzte unter Druck, vor allem wenn sie im Wettbewerb um Privatpatienten bestehen wollen und zeigen müssen, auf dem technisch neuesten Stand zu sein. In manchen Bereichen hat sich der Lebenszyklus der medizinischen Geräte deshalb schon halbiert. Auch aus steuerlicher Sicht ist es besser, nicht ewig mit der Neuanschaffung zu warten.
Gleichzeitig ist die Finanzierung neuer Medizingeräte wie z.B. einem Ultraschallgerät eine Herausforderung, da durch den Kauf hohe, aber gerechtfertigte Kosten entstehen. Insbesondere fallen diese Kosten bei Praxisgründungen stärker auf, weil sich die Gesamtkosten erhöhen.
Die finanzielle Last hat der Praxisinhaber einer Einzelpraxis alleine zu tragen. Aus diesen Beweggründen heraus, treffen immer mehr Ärzte die Entscheidung, sich mit anderen Ärzten zu einer Berufsausübungsgemeinschaft, Praxisgemeinschaft oder MVZ zusammenzuschließen. In den kooperativen Praxisformen werden Medizingeräte, Personal, Räume usw. gemeinsam genutzt und die Kosten werden auf alle Gesellschafter verteilt, sodass dadurch die Kosten pro Kopf eingespart werden.
Um den finanziellen Herausforderungen für Praxen und Kliniken zu begegnen, sind alternative Finanzierungsmodelle verfügbar, die Neuanschaffungen erleichtern. Das Ziel ist, modernste Medizintechnik zu erwerben, und dabei trotzdem wirtschaftlich flexibel zu bleiben. Gerade bildgebende Systeme unterliegen schnellen Innovationszyklen und sind lange vor Ende der Abschreibungsdauer nicht mehr auf dem neuesten Stand.
Vorteile neuer Ultraschallgeräte bzw. anderer Medizintechnik
Trotz der hohen Kosten bei Neuanschaffungen sprechen die Vorteile einer Nutzung modernster Bildgebungsgeräte wie digitalen Röntgengeräten für sich: Präzisere Diagnosen und gezieltere Untersuchungsergebnisse stehen an erster Stelle. Hinzu kommt eine verbesserte Handhabung und oftmals geringerer Energieverbrauch, was die Gesamtkosten pro Diagnose senkt. Langfristig betrachtet können so nicht nur beste Behandlungsergebnisse, sondern auch nachhaltiges Wirtschaften gewährleistet werden.
Finanzierungsarten für Medizintechnik
Verschiedene Finanzierungsmodelle können für Praxen und Kliniken von wirtschaftlichem Vorteil sein. Dabei stehen Leasing, Mietkauf oder Kredit-Finanzierung als Möglichkeiten zur Verfügung. Die seltenste Art der Beschaffung ist der Barkauf.
Mietkauf
Der Mietkauf, bspw. für ein Ultraschallgerät, sieht feste monatliche Raten vor, wobei das Gerät am Ende der Laufzeit in den eigenen Besitz des Mietkäufers übergeht.
Dieser Kauf wird im steuerrechtlichen Sinn einem Kauf auf Raten gleichgesetzt. Der Unterschied zum Leasing besteht in dem Eigentumsverhältnis, da das Mietobjekt bei erster Ratenzahlung bereits Eigentum des Käufers ist, während beim Leasing das Eigentum über die gesamte Laufzeit beim Leasinggeber verbleibt. Ein Mietkauf hat eine bilanztechnische Auswirkung, denn Wirtschaftsgüter die mittels Mietkauf erworben werden, sind direkt zu bilanzieren, und die Umsatzsteuer auf die Gesamtkostenforderung wird vor Barzahlung des Mietgegenstandes in einer Summe fällig.
In den vereinbarten Raten können neben den reinen Gerätekosten zudem Wartung und Umsatzsteuer bereits mit enthalten sein.
Ein Mietkauf bietet sich besonders dann an, wenn sich u.a. Zuschüsse und Abschreibungsvorteile ergeben oder Kreditschöpfungsräume bei der Hausbank nicht eingeengt werden sollen.
Leasing
Beim Leasingvertrag übernimmt das Leasingunternehmen die komplette Finanzierung eines Neugerätes. Der Praxisinhaber nutzt die finanzielle Investition, bezahlt die Geräte nicht selbst, sondern die monatlich festgelegte Leasingrate. Dabei bleibt der Kundendienst und die Gewährleistung vollständig erhalten. Auch bieten manche Leasingunternehmen eine Einbeziehung der Wartung und Versicherung in der Leasingrate mit ein. Der Leasing-Zeitraum umfasst etwa 86 - 96 Monate. Wenn ein Restwert besteht, der sich nach gültigen Marktwert oder Restbuchwert richtet, kann ein Arzt diesen bezahlen - dann gehört ihm das Gerät - oder er gibt den Gegenstand an die Leasingfirma zurück. Auch kann er nach Ende der Mietlaufzeit die Option auf Austausch gegen ein neueres Leasinggerät nutzen.
Zusammengefasst besteht beim Leasing die Möglichkeit, das medizinische Gerät:
- zu kaufen
- nach Vertragsablauf weiter zu nutzen
- zurückzugeben und/ oder
- ein neues zu leasen
Darüber hinaus können Laufzeit und Rate an die Auslastung der Technik angepasst werden. Sollten die Einnahmen hoch sein, können sogar höhere Rückzahlungen geleistet und die Leasinglaufzeit im Gegenzug verkürzt werden.
Leasing: Vertragsarten
Zur Auswahl stehen beim Leasing unterschiedliche Verträge wie ein linearer, progressiver oder degressiver Leasingvertrag.
Linearer Leasingvertrag
- Die Raten bleiben gleich hoch, unabhängig von der Entwicklung des Zinsniveaus
- unkündbar
Progressiver Leasingvertrag
- Abschluss auf Grundmietzeit
- kontinuierliche Steigerung der Leasingrate
- geeignet für junge Praxen (Gründungen), die Ertragsanstieg erwarten
Degressiver Leasingvertrag
- Gegenteil des progressiven Leasingvertrags
- geeignet für Praxen, die hohe Einnahmen haben, aber ein Absinken der Einnahmen in Folgejahren absehen können
Kreditfinanzierung
Die Kreditfinanzierung ist eine weitere Alternative zum Mietkauf oder Leasing. Über eine vereinbarte Laufzeit bleibt die Verzinsung fest. Potentielle Erhöhungen der Mehrwertsteuer schlagen sich nicht in einer Anpassung der Rate nieder. Da eine Kreditfinanzierung einem Barkauf ähnelt, kann man beim Anbieter für Medizingeräte vermutlich bessere Konditionen bekommen.
Vorteile verschiedener Finanzierungsmodelle
Jedes Finanzierungsmodell birgt seine Vorteile. Hier eine Übersicht zur Orientierung
Mietkauf | Leasing | Kreditfinanzierung |
|
|
|
Steuerliche Vorteile bei Finanzierung von Medizintechnik
Das deutsche Steuerrecht ist kompliziert und in jedem Fall ist es ratsam, einen Steuerberater vor der Entscheidung für ein bestimmtes Finanzierungsmodell zu konsultieren, um die steuerliche Wirksamkeit zu besprechen.
Es macht einen Unterschied, ob ein Ultraschallgerät gekauft oder geleast wird. Während die Ausgaben für ein Leasing eine monatliche Betriebsausgabe darstellt, die in voller Höhe den Gewinn der Praxis mindert (voll abzugsfähige Betriebskosten), lässt sich von der monatlichen Kreditrate bei Kauf mit Finanzierung nur die Höhe des Zinsanteils gewinnmindernd ansetzen. Gleichzeitig profitieren Käufer von den Möglichkeiten einer Abschreibung (AfA).
Durch die Bildung eines steuerlichen Investitionsabzugsbetrages lassen sich erwartete Anschaffungskosten zudem schon im Vorfeld eines Kaufs steuermindernd ansetzen. Beim Leasing besteht diese Möglichkeit nicht.
Fazit
Grundsätzlich können Kliniken und Praxen mit alternativen Finanzierungsmodellen in technologisch neueste Medizintechnik investieren, ohne dabei die eigene Wirtschaftlichkeit zu schwächen. Die Modelle helfen, den Spagat zwischen zunehmend knappen Investitionsbudgets bei gleichzeitig steigenden Qualitäts- und Versorgungsansprüchen zu meistern. Voraussetzung für den Erwerb benötigter Medizingeräte ist für die jeweilige Ausgangsposition die geeignete Finanzierungsmethode zu finden. Da individuell sehr viele Parameter betrachtet werden müssen, kann man nicht pauschale Aussagen für oder wider ein Finanzierungsmodell geben. Wichtig bleibt, sich die eigene Situation anzuschauen, und einen Steuerberater hinzuzuziehen, um wirtschaftliche Vorteile erzielen zu können. Einige der Alternativmodelle bieten einen hohen Grad an Flexibilität, bleibt abzuwägen, was für Sie das richtige ist.