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Vorteile von offenen MRT-Geräten
Obwohl den beiden MRT-Gerätetypen die selbe Funktionsweise zugrunde liegt, gibt es trotzdem signifikante Unterschiede zwischen ihnen. Offene MRT-Geräte sind in der Regel wie ein “Burger” aufgebaut, sodass jeweils oben und unten zwei starke Magneten verwendet werden, die ein dauerhaft-aktives Magnetfeld aufbauen. Bei MRT-Geräten kommt daher keine radioaktive Strahlung zum Einsatz, wie es beispielsweise bei Röntgengeräten der Fall ist. Im Gegensatz zu klassischen MRT-Geräten wird der Patient bei offenen Geräten für die Untersuchung nicht in eine enge Röhre geschoben, sondern kann in einer offenen Ebene untersucht werden.
Besonders geeignet sind offene MRT-Geräte daher für Patienten, die unter Klaustrophobie (umgangssprachlich auch fälschlicherweise als Platzangst bezeichnet) leiden. Das beengende Gefühl kann durch die halboffene oder offene Bauweise größtenteils vermieden werden. Auch für breite oder übergewichtige Patienten bildet ein offenes MRT-Gerät eine bessere Alternative, da diese sonst nur schwer bis gar nicht in klassischen Röhren-MRT-Geräten untersucht werden können. Ähnliches gilt für Patienten mit körperlichen Einschränkungen.
Häufig leiden Kinder in jungen Jahren unter Angstzuständen bei einer MRT-Untersuchung in einem geschlossenen MRT-Gerät, da die lauten Geräusche und die enge, dunkle Atmosphäre bei ihnen für Panik sorgen können. Daher bietet sich die Nutzung eines offenen MRT-Geräts an, um durch die offenen Umgebung Angst zu nehmen und den direkten Kontakt zwischen Kind und den Ärzten bzw. Begleitpersonen zu ermöglichen.
Durch das weitläufige Untersuchungs-Areal lassen sich ebenfalls exzentrisch gelegenen Körperregionen, wie Gelenke und Extremitäten deutlich bequemer platzieren, sodass das Risiko von Bewegungsartefakten auf ein absolutes Minimum reduziert werden kann. Je ruhiger der Patient bei der MRT-Untersuchung ist, desto schärfer werden schlussendlich die Aufnahmen. So führt die bequeme Lagerung oftmals zu schärferen Bildern.
Der Wartungs- und Serviceaufwand sowie die Nebenkosten, die durch offene MRT-Geräte entstehen, sind deutlich geringer als die eines herkömmlichen Geräts. Grund dafür ist die bei offenen MRT-Geräten häufig verwendete Permanentmagneten-Technologie. Diese ermöglicht einen Gerätebetrieb ohne zusätzliches Kühlsystem. Röhren-Systeme hingegen verwenden meistens ein Helium-Kühlsystem, da die dort verbauten Magneten auf minus 270 °C gekühlt werden müssen, um Supraleitfähigkeit zu entwickeln, also ein Magnetfeld ohne elektrischen Widerstand. Diese Systeme führen zu einem hohen Energieverbrauch und das komplette Herunterfahren würde eine vollständige Entleerung des flüssigen Heliums erfordern. Da dieses unter gesonderten Bedingungen entsorgt werden muss und eine erneute Füllung ca. 25.000 € kostet, ist dieser Vorgang praktisch nicht realisierbar und wird nur in Ausnahmefällen und bei endgültiger Abschaltung des Geräts durchgeführt. Da offene MRT-Geräte ohne solch ein komplexes Kühlsystem auskommen, können Reparaturen, Service- und Wartungsarbeiten einfacher und in größeren Abständen durchgeführt werden und halten den Energieverbrauch auf einem Minimum.
Nachteile von offenen MRT-Geräten
Aufgrund der offenen Bauweise können Patienten zwar komfortabler untersucht werden, allerdings müssen dafür in anderen Bereichen Abstriche hingenommen werden. Zum einen können offene MRT-Geräte aufgrund der unterschiedlichen Magnettechnologie nur schwache Magnetfelder erzeugen, die sich in der Regel zwischen 0,25 und 1,0 Tesla bewegen, während geschlossene Geräte stärkere Magnetfelder mit üblicherweise 1,5 oder 3 Tesla und in Sonderfällen sogar bis zu 7 Tesla verwenden. Je stärker das Magnetfeld ist, desto besser können die Ionen im Körper reagieren und es ergeben sich mehr Details in der Bildgebung. Offene MRT-Geräte können zwar immer noch gute Bilder produzieren, werden aber aufgrund der geringen Magnetfeldstärke nicht den Detailgrad eines Hochfeld Systems erreichen.
Aufgrund der geringen Detailschärfe sind einige Untersuchungen mit einem offenen MRT-Gerät nicht möglich, da die Regionen bei einer geringen Magnetfeldstärke nicht ausreichend oder fast gar nicht dargestellt werden können, sodass keine Diagnose erstellt werden kann. Besonders tiefliegende Gewebeschichten oder feine Bewegungsapparate können nicht mit ausreichender Detailtiefe ausgegeben werden.
Aufgrund der niedrigen Magnetfeldstärke und die verringerten Scanfläche bei offenen MRT-Geräten dauern Untersuchungen üblicherweise etwas länger. Da die Seiten der geöffnet sind, lassen sich dort keine zusätzlichen Magneten installieren, wie es bei den geschlossenen MRT-Geräten der Fall ist. Somit dauert die Untersuchung länger, da weniger Resourcen mit einer nahezu gleichen Zielsetzung zum Einsatz kommen. Durch die längere Untersuchungsdauer lassen sich allerdings auch mehr Tiefendetails darstellen, sodass die gesamte Bildqualität von den längeren Untersuchungszeiten bei offenen MRT-Geräte profitiert. Dennoch ist der höhere Zeitaufwand als Nachteil zu sehen, da der Patient mehr Zeit investieren muss und Sie als Arzt weniger Patienten pro Tag untersuchen können.
Upright MRT-Geräte - MRT im Sitzen oder Stehen
Eine besondere Variante stellen die so genannten Upright MRT-Geräte dar. Sie ermöglichen Patienten, entgegen dem Großteil der anderen MRT-Geräte, das Liegen oder Sitzen während der Untersuchung. Die meist tellerförmigen Magneten werden dabei hochkant an den Seiten montiert und rahmen den Patienten beidseitig. Einige Modelle sind mit einer Sitzfläche als Untersuchungsebene ausgestattet, die einem Stuhl ähnelt, während andere Modelle eine aufrechte Liege nutzen, um den Patienten sogar im Stehen untersuchen zu können. Besonders geeignet sind Upright MRT-Geräte für Patienten, die unter Schmerzen bei Belastung der Gelenke oder der Wirbelsäule leiden, die im Liegen nicht auftreten. So kann die zu untersuchende Region in einer Belastungssituation durch Gewicht betrachtet werden, was eine genauere Diagnose der Schmerzursache ermöglicht.
Abrechnung von offenen MRT-Untersuchungen
Wie auch andere Bildgebungsverfahren und Diagnostikmethoden wird die Magnetresonanztherapie einem bestimmten medizinischen Fachbereich zugeordnet. Auch wenn die Zuordnung der MRT zur Radiologie in vergangenen Prozessen schon einige Male in Frage gestellt wurde, bleibt diese bestehen und ist auch heute noch gültig. MRT-Untersuchungen dürfen also nur Ärzte mit einer Spezialisierung im Fachbereich der Radiologie durchführen. Die Ausnahme bilden Ärzte anderer Fachbereiche, die sich über eine MRT-Fortbildung weitergebildet haben. Diese dürfen damit allerdings nur für Ihren Fachbereich relevante MRT-Untersuchungen durchführen.
Abgerechnet werden Untersuchungen mit offenen MRT-Geräten laut des Einheitlichen Bewertungsmaßstabs (EBM) nach der Kernspintomographie-Vereinbarung aus dem SGB V bei gesetzlich-versicherten oder nach der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) bei privat-versicherten Patienten. Gesetzlich-versicherte Patienten müssen allerdings vor der Untersuchung einen Antrag auf Kostenübernahme durch Ihre Krankenkasse stellen, da offene MRT-Untersuchung aktuell in der Regel nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. Grund dafür ist die Nicht-Erfüllung der Anforderungen der KBV an MRT-Geräte. Diese schreiben eine geschlossene Röhre mit einem definierten Mindestdurchmesser vor, die bei einem offenen MRT-Gerät aufgrund der Bauweise nicht eingehalten werden kann. Dadurch können gesetzlich-versicherte Patienten nur selten über die GKV abgerechnet werden und müssen die Kosten häufig als Selbstzahler übernehmen, wenn sie auf eine Untersuchung in einem offenen MRT-Gerät bestehen. Geschlossene MRT-Untersuchungen können dafür über die GKV abgerechnet werden.
Offene MRT-Geräte für die Orthopädie
Während offene MRT-Geräte für eine radiologische Praxis eine moderne Alternative zu einem Röhren-System bietet, sind die Geräte besonders in der Orthopädie eine hervorragende Wahl. Ein Orthopäde ist häufig auf die Ergebnisse einer Kernspintomographie angewiesen, die in der Regel außerhalb der eigenen Praxis stattfinden. Die Überlegung, diese Untersuchung mit einer entsprechenden Fortbildung und einem eigenen MRT-Geräte durchzuführen, spart nicht nur Zeit bei der Diagnose, sondern bietet einen weiteren Service und somit zusätzliches Einkommen.
Die Schwierigkeit liegt in der Gegenüberstellung der häufigen Nutzung von MRT-Untersuchungen in dem Fachbereich und den hohen Anschaffungskosten, die mit einem MRT-Geräte einhergehen. Geschlossene Geräte schlagen häufig mit mehr als einer Millionen Euro zu Buche, woraus sich ein langer Zeitraum für die Amortisierung ergibt. Durch die geringeren Kosten bei der Anschaffung von offenen MRT-Geräten lässt sich dieser Zeitraum allerdings verkürzen und macht MRT-Untersuchungen lukrativer für Orthopäden.
Hersteller und Preise von offenen MRT-Geräte
Das Hersteller Portfolio für offene MRT-Geräte etwas ausgewählter als bei anderen MRT-Systemen. Hauptursache ist die Tatsache, dass der Marktanteil von offenen MRT-Geräten deutlich geringer ausfällt, als bei geschlossenen Systemen. In Deutschland ist dies hauptsächlich auf die schwierige Abrechenbarkeit der Untersuchungen bei gesetzlich Versicherten zurückzuführen, hängt aber auch mit der geringen Feldstärke bzw. der daraus resultierenden Verschlechterung der Bildqualität im Vergleich zu geschlossenen Systemen zusammen. Offene Systeme sind also eher als Nische zu betrachten, die von Spezialisten wie bspw. Hitachi dominiert wird.
Auch wenn die Anschaffungskosten eines offenen MRT-Geräts geringer ausfallen, als bei den herkömmlichen Geräten, bewegen sich die Preise dennoch im sechs- bis teilweise siebenstelligen Bereich. Dabei sollte beachtet werden, dass zu den Anschaffungskosten noch etwaige Liefer- und Einbaukosten hinzukommen, die für das schwere und große Gerät notwendig werden. Darunter fallen z. B. auch Straßensperrungen für die Anlieferung per Kran oder der Einbau eines faradayschen Käfigs. Zusätzliche kommen noch Anschluss, Betriebs- und Wartungskosten hinzu. Die Anschaffung eines MRT-Geräts ist also nicht nur ein komplexes Unterfangen sondern erfordert auch ein hohes Maß an Investitionsbereitschaft.
Hersteller | Offene MRT-Geräte | Gerätepreis netto ohne Einbau |
Hitachi | APERTO Lucent 0,4 Tesla AIRIS Vento 0,3 Tesla OASIS 1,2 Tesla | 500.000-1.500.000 € |
Philips | Panorama HFO 1,0 Tesla | 1.200.000-1.800.000 € |
esaote | S-Scan G-Scan O-Scan | k. A. |
Sternmed | Marcom 0,5 Tesla Marcom 0,35 Tesla | k. A. |
Gebrauchte offene MRT-Geräte
Im Gegensatz zu anderen Medizingeräten Bereichen der Medizintechnik haben MRT-Geräte einen langen Produktlebenszyklus mit 10-15 Jahren. Offene Geräte stechen dabei aufgrund Ihrer Permanentmagneten-Technologie und der daraus resultierenden Entlastung der Betriebs- und Wartungskosten besonders hervor. Die Ersparnis, die sich aus dem Kauf eines gebrauchten offenen MRT-Geräts gegenüber eines geschlossenen Systems ergibt, beläuft sich in aller Regel auf ca. 35-70 %.
Dabei kommt es auf verschiedene Faktoren an. Zum einen entscheidet das Alter des Geräts über den Preis. Damit hängt nicht nur die generelle Funktionalität und der Zustand des Geräts zusammen, sondern auch der Funktionsumfang, der sich bei älteren Geräte stark von neuen Geräten unterscheiden kann. Außerdem werden offene MRT-Geräte direkt von Ärzten meist günstiger sein, als von einem Händler. Hierbei sei allerdings angemerkt, dass eine Privatperson keine Garantie für das Gerät anbieten muss und es im Ist-Zustand verkauft wird, wohingegen Händler die Geräte erst einmal prüfen, instandsetzen und bei Bedarf sogar generalüberholen. Somit trägt der Käufer beim Privatkauf ein deutlich größeres Risiko, kann sich aber zu oftmals außerordentlich günstigen Preisen ein MRT-Gerät anschaffen.