Angesichts der Corona-Pandemie wird der Ruf nach Impfungen immer lauter. Da thermosensible Impfdosen nun auch in den Hausarztpraxen verabreicht werden, ist die richtige Lagerung von größter Bedeutung. Medikamentenkühlschränke stehen in vielen Praxen, aber können diese auch aus Impfstoff-Kühlschrank genutzt werden?
Es gibt viele verschiedene Modelle an Medikamentenkühlschränken mit unterschiedlichen Funktionen. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen 2 Gerätetypen in einer Praxis. Kompressor und Absorber.
Günstiger und meist auch kleiner sind Medikamentenkühlschränke mit Absorbern. Diese arbeiten mit einem Wasser-Ammoniak-Gemisch und verbrauchen im Zuge dessen auch weniger Strom als Kompressorgeräte. Dies ist aber nur der Fall, wenn das Gerät keine Schubladen hat, denn ansonsten verlängert sich die Zeit in der die Kühlschranktür bei Benutzung offen steht, was den Stromverbrauch schnell wieder ausgleicht. Bei Absorber Arzneikühlschränken ist es schwieriger eine Temperatur konstant zu halten, was gerade bei hohen Außentemperaturen ab 30° C immer wieder zum Problem wird. Auch müssen diese Varianten regelmäßig enteist werden, was wiederum einen großen Aufwand an Zeit mit sich bringt. Dazu kommt, dass die Medikamente und Impfstoffe in der Zeit zwischengelagert werden müssen.
Medizinische Kühlschränke mit Kompressoren besitzen eine automatische Abtaufunktion, bei der das Tauwasser einfach verdunstet. Sie sind häufig größer als Absorber und haben somit auch ein größeres Fassungsvermögen. Außerdem garantieren sie eine bessere Temperaturgenauigkeit von konstanten 5°C, sind allerdings in der Anschaffung etwas teurer und verbrauchen auch mehr Strom.
Die Temperatur in medizinischen Kühlschränken ist maßgebend für die Wirkung und Haltbarkeit der Medikamente und Impfstoffe. Es ist Pflicht, die Temperatur des Kühlschrankes täglich zu überwachen und auch zu notieren. Dies kann entweder manuell mit Hilfe eines Min-Max-Thermometers oder automatisch über Temperaturmonitore überprüft werden. Bei der manuellen Variante können schneller Fehler unterlaufen, denn Zahlen können falsch abgelesen und/oder falsch notiert werden. Außerdem ist hier auch ein höherer Aufwand an Zeit und Personal notwendig. Dazu kommt, dass nur werktags eine Überwachung garantiert werden kann und auch bei Ausfällen nicht rechtzeitig gehandelt werden kann. Temperaturmonitore überwachen und dokumentieren die Temperatur automatisch und zwar durchgängig. Sie sind akkubetrieben und halten für ca. 6 Monate, bevor der Akku neu geladen werden muss. Desweiteren senden sie ein Signal an ein Smartphone oder Tablet, sollte die Temperatur abweichen. Das wirkt sich vor allem dann als Vorteil aus, wenn die Praxis gerade nicht belegt ist.
Allgemein geben alle modernen Kühlschränke ein optisches als auch akustisches Signal von sich, sollte die Temperatur abweichen oder auch im Falle eines Stromausfalls.
Was ist der Unterschied zwischen einem Medikamentenkühlschrank, einem Impfstoff-Kühlschrank und einem Apothekenkühlschrank? Der einzige Unterschied liegt bei den Begriffen, denn alle fallen in die Bezeichnung “Medikamentenkühlschrank”. Jeder Medikamentenkühlschrank der im Gesundheitswesen zur Anwendung kommt muss der DIN 58345 entsprechen.
Grundsätzlich hängen die Lagerungs- und Transportbedingungen der verschiedenen Corona-Impfstoffe davon ab, ob sie mRNA enthalten oder nicht. Sobald ein Impfstoff mRNA enthält, erschweren sich die Bedingungen, da es ein sehr empfindliches Biomolekül ist, welches schnell zerfällt. mRNA Impfstoffe müssen wesentlich kühler gelagert werden. Die Aufbewahrung unterscheidet sich also von Impfstoff zu Impfstoff.
Der Transport und die Lagerung des Impfstoffes von BioNtech/Pfizer ist relativ aufwendig. Eine Temperatur von mindestens -70° C ist nötig und somit auch spezielle Trockenboxen zur Lieferung. Allerdings gaben BioNTech und Pfizer letzten Monat bekannt, dass der Impfstoff jetzt auch bei einer Temperatur zwischen -25° C und -15°C aufbewahrt werden kann. Bei diesen Temperaturen ist eine Lagerung von 2 Wochen möglich. Nach auftauen ist eine Lagerung von bis zu 5 Tagen im Kühlschrank und bis zu 2 Stunden bei Zimmertemperatur möglich.
Der Impfstoff von Moderna hat ähnliche Temperatur-Voraussetzungen, ist aber noch etwas unempfindlicher. Er kann bis zu 6 Monate bei -20°C oder 30 Tage bei Kühlschranktemperaturen halten. Bei Raumtemperatur hält er 12 Stunden.
AstraZenecas Impfstoff ist am widerstandsfähigsten. Er kann bis zu 6 Monate im Kühlschrank gelagert und auch transportiert werden. Ebenso ist die Aufbewahrung und Lieferung bei Kühlschranktemperaturen bei dem Impfstoff von Johnson&Johnson möglich.
Hersteller | Transport- und Lagerbedingungen |
BioNtech/Pfizer | Bei einer Temperatur von -20°C - 15°C ist eine Lagerung von 2 Wochen möglich |
Moderna | Bei einer Temperatur von -20°C ist eine Lagerung von 6 Monaten möglich |
AstraZenecas | 6 Monate im Kühlschrank |
Johnson&Johnson | 3 Monate im Kühlschrank |
Manche Medikamente und Impfstoffe müssen gekühlt gelagert und oder transportiert werden. Sobald der Vermerk “Kühl lagern und transportieren” auf einem Medikament steht, darf die Kühlkette auf keinen Fall unterbrochen werden. Ist dies doch der Fall, dann können sie ihre Wirkung verlieren und sind somit nicht mehr für den Gebrauch verwendbar.
Die DIN 58345 gilt für Medikamentenkühlschränke, die zur Anwendung im Gesundheitswesen kommen. Die Vorschrift stellt die korrekte Lagerung und somit auch die Qualitätserhaltung kühlpflichtiger Medikamente sicher. Außerdem dient sie dem Schutz vor unbefugtem Zugriff sowie auch zur Einhaltung von Arbeitsschutzrichtlinien bezüglich Lärm auf dem Arbeitsplatz. Sie gilt für Arztpraxen, Krankenhäuser und Apotheken. Ein Medikamentenkühlschrank welcher im Gesundheitswesen eingesetzt wird muss folgende Vorschriften erfüllen: